Jahresende und Jahresanfang 2021-2022

Liebe Freundinnen und Freunde von RGP

Trotz Corona – hört jetzt bitte nicht auf zu lesen, das leide Wort kommt im Folgenden nicht mehr vor – blicken wir zufrieden auf das vergangene Jahr zurück. Zwei Einzelinitiativen aus unserem Kreis haben im Frühjahr an der Urne einen Achtungserfolg erzielt, alle unsere Quartalstreffen waren gut besucht, das Thema Landwirtschaft stiess auf Interesse und öffnete den Horizont über kommunalpolitische Ereignisse hinaus, das uns gewissermassen verschwisterte Gipfelstürmerprojekt hat zarte Wurzeln in Form von Arbeitsgruppen im Gemeindeleben geschlagen. Nicht zu vergessen sind auch all die persönlichen Begegnungen und der Austausch unter einzelnen von euch, die letztlich den Kitt für das Ganze bilden. Und doch. Es gibt eine unübersehbare Schattenseite zu diesen Aktivitäten. Sie wird beschönigt durch ein Wort wie "Achtungserfolg". Zwei sehr berechtigte Anliegen sind trotz ihrer offenkundigen Selbstverständlichkeit gescheitert. An Gemeindeversammlungen haben Voten und Anträge aus unserem politischen Spektrum – für mehr Rücksicht auf die Umwelt, für mehr Solidarität mit sozial schlechter Gestellten – kaum je eine Chance. Das liegt zu einem (kleineren) Teil daran, dass wir nicht immer bestens vorbereitet sind oder uns zu spät in die Entscheidungsabläufe einmischen - wir sind ja schliesslich keine Politprofis. Zum anderen (und wie wir meinen grösseren) Teil liegt es daran, dass in den letzten Jahren eine schleichende Entdemokratisierung der Gemeindepolitik zu beobachten ist. Zunehmend schlanker organisiert und hierarchisch abgesichert, werden von einem Gemeinderat die Geschäfte geführt, der sich tendenziell als Verwaltungsrat versteht (und in dem nur drei Parteien vertreten sind). Einspruch und Widerrede werden, so scheint uns, oft als Störung wahrgenommen, nicht als Erweiterung des Meinungsspektrums bei der Entscheidungsfindung. Effizienz kommt vor Pluralität. So keimt auf dem trägen Boden einer "schlafenden Mehrheit" eine zunehmende Polarisierung, anstatt dass unsere oberste Behörde die so gelobte Demokratie pflegt und die Beteiligung aller sucht. Suchen! Sie nicht bloss mit halb abgewendetem Blick erwarten. Natürlich, das sei hier gleich angefügt: wir können mit dieser sehr verkürzten Darstellung der politischen Atmosphäre der "anderen Seite" nicht vollumfänglich gerecht werden. Dazu wäre mehr Dialog nötig. Dies gesagt, stellt sich für die Koordinationsstelle von RGP die Frage, was der Sinn ihrer Aufgabe überhaupt ist. Koordinieren? Von was genau? Für wen genau? Wozu? Küsnacht ist vielleicht die reichste Gemeinde der Schweiz, die Schweiz in etwa das reichste Land der Welt. Können wir uns damit zufriedengeben, eine Bachputzete, eine landwirtschaftliche Hofführung, aussichtslose Anträge und Initiativen für langsameren Verkehr oder Wohnen im Alter für wenig Betuchte zu unterstützen? Zudem: Wird die grosse und dringliche Klima-Frage in Küsnacht trotz gegenteiliger Anzeichen nicht einfach im Schongang 'grün gewaschen'? Es scheint jedenfalls, als würde die Wohlstandssättigung beinahe jeden politischen Willen, der nicht dem Wohlstand nacheifert, lahmlegen. Somit stellt sich die Frage: Wollt ihr (oder wollen Sie), liebe Sympathisanten unseres offenen Zusammenschlusses unter dem Namen RotGrünPlus, im kommenden Jahr weiter machen? Was erwartet ihr von uns? Wo möchtet ihr, dass sich etwas bewegt? Wie tun wir uns so zusammen, dass dereinst einmal mehr als nur ein Achtungserfolg möglich wird? Bitte sagt es uns. In diesem kritisch-besinnlichen Ton wünschen wir euch (und Ihnen) einen guten Übergang in ein neues Jahr, welches uns allen wieder wachsende Zuversicht bringen möge.

Mit herzlichen Grüssen

Jakob Weiss, Beatrice Rinderknecht und Rosa Hess

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